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Das richtige Arbeitszeugnis beilegen für eine Bewerbung, die beeindrucken soll – eine Thematik, die viele Bewerberinnen und Bewerber verunsichert. Um euch eine kleine Hilfestellung zu geben, habe ich ein paar Informationen zum Thema Arbeitszeugnis zusammengetragen.

 

Was versteht man unter einem Arbeitszeugnis und welche Formen von Zeugnissen gibt es?

 

Ein Arbeitszeugnis ist per Definition eine Urkunde, die ein Arbeitgeber, eine Arbeitgeberin ausstellt. Es enthält Angaben zu Beginn und Ende des Arbeitsverhältnisses und beschreibt Tätigkeiten, die Beschäftigte im Unternehmen ausgeübt haben.Arbeitszeugnis ist eine Urkunde

 

Diese Arten von Arbeitszeugnissen gibt es:

 

  • Das einfache Zeugnis
  • Das qualifizierte Zeugnis
  • Das Zwischenzeugnis
  • Das Lehrzeugnis
  • Das Praktikums-, Ferial-, Aushilfs- und Nebenjobzeugnis

 

Ein einfaches oder ein qualifiziertes Arbeitszeugnis beilegen

 

Das einfache Arbeitszeugnis unterscheidet sich vom qualifizierten Zeugnis dadurch, dass es keine bewertenden Aussagen über Leistung und Führung von Mitarbeitenden enthält. Es wird meistens für kurzfristig ausgeübte Tätigkeiten ausgestellt.

 

Das einfache Arbeitszeugnis enthält Angaben zu

 

  • einem konkreten Tätigkeitsbereich (zum Beispiel „Verkäufer für Sportbekleidung in der Herrenabteilung“ oder „Kaufmännische Angestellte im Einkauf“),
  • den persönlichen Daten und zur
  • der Dauer des Beschäftigungsverhältnisses.

 

Für die Dauer des Beschäftigungsverhältnisses gilt der rechtliche Zeitraum und nicht der tatsächliche. Wenn also vor Ende des Beschäftigungsverhältnisses 14 Tage Urlaub in Anspruch genommen wurden, endet das Dienstverhältnis rein rechtlich am Monatsletzten.

 

Das qualifizierte Arbeitszeugnis

 

Das qualifizierte Arbeitszeugnis ist der häufigste Zeugnistyp. Zusätzlich zu den Inhalten eines einfachen Zeugnisses enthält es eine Beschreibung und Beurteilung der Leistung und Führung von Arbeitnehmer:innen.

 

Es ist seltsam, aber juristisch korrekt: Wenn du ein qualifiziertes Arbeitszeugnis von einem Arbeitgeber erhältst, darfst du es zurückweisen. Ein qualifiziertes Zeugnis darf nur auf deinen ausdrücklichen Wunsch ausgestellt werden.

 

Zweck eines qualifizierten Arbeitszeugnisses ist es, deine gesamte Persönlichkeit widerzuspiegeln und diese zu würdigen. Das muss aus einem Arbeitszeugnis hervorgehen:

 

  • Die Beurteilung deiner Fähigkeiten
  • Deine erbrachten Leistungen
  • Fokus auf Stärken wie Belastbarkeit, Initiative und Bereitschaft zum Engagement
  • Die Bewertung des Verhaltens gegenüber Vorgesetzten, Kolleg:innen und Mitarbeiter:innen
  • Die Bewertung des Verhaltens als Führungskraft, wenn es angebracht ist

 

Wenn du ein qualifiziertes Arbeitszeugnis beilegen möchtest, das beeindruckt, dann prüfe, ob bei der Erstellung folgender Grundsatz eingehalten wurde: In einem Arbeitszeugnis dürfen nur Tatsachen angeführt werden, aber keine Behauptungen, Annahmen oder Verdachtsmomente. Formulierungen müssen weiters – in Österreich nach dem Angestelltengesetz § 39wohlwollend sein und dürfen die Karriere keinesfalls behindern. Diese Forderung hat dazu geführt, dass negative Tatsachen mit Geheimcodes umschrieben werden. Dazu später mehr.

 

Wichtige Bestandteile eines Arbeitszeugnisses

 

Ein Arbeitszeugnis muss grundsätzlich auf Firmenpapier mit vollständiger Adresse des Arbeitgebers ausgestellt sein. Es muss folgende Elemente enthalten:

 

  • Eine Überschrift: „Arbeitszeugnis“, „Vorläufiges Zeugnis“, „Zwischenzeugnis“, …
  • Persönliche Daten: Vor- und Zuname, Geburtsdatum, akademische Grade
  • Die genaue Beschäftigungsdauer
  • Die Tätigkeitsbeschreibung in chronologischer Reihenfolge bei unterschiedlichen Tätigkeiten und Positionen
  • Fähigkeiten, spezielle Kenntnisse, praktische Erfahrungen
  • Beurteilung der Leistungen des Arbeitnehmers, der Arbeitnehmerin, insbesondere der Stärken und Erfolge
  • Eventuell Teilnahme an Fortbildungsmaßnahmen
  • Beurteilung der Führung und des Sozialverhaltens (Umgang mit Vorgesetzten, Kolleg:innen und eventuellen Dritten; Aspekte wie Loyalität und Vertrauenswürdigkeit)
  • Gegebenenfalls Beurteilung der Führungskompetenz
  • Optional: Gründe für die Auflösung des Arbeitsverhältnisses
  • Schlussformel: Bedauern über Ausscheiden, Dank für die Leistungen; optional: gute Wünsche für die Zukunft
  • Ausstellungsort und -datum des Zeugnisses
  • Unterschrift des Ausstellers, der Ausstellerin, mit Angabe des Dienstgrades oder der Funktion

 

Zwischenzeugnis statt qualifiziertes Arbeitszeugnis beilegen

 

Zwischenzeugnis statt Arbeitszeugnis beilegen – ist das sinnvoll? Grundsätzlich ist zu sagen: Du hast – anders als beim einfachen Arbeitszeugnis – kein Recht darauf, ein Zwischenzeugnis anzufordern. Die Sache mit dem Zwischenzeugnis ist ein wenig heikel, zum einen dann, wenn du deinen Arbeitgeber darum bittest. Immerhin erregt es den Verdacht, dass du das Unternehmen wechseln möchtest. Zum anderen können auch beim künftigen Arbeitgeber, bei der Arbeitgeberin, die Alarmglocken läuten: Dein Gegenüber kann zum Schluss kommen, dass du unzufrieden oder gar unmotiviert für deinen aktuellen Arbeitsplatz bist – das macht kein gutes Bild! Es könnte von Seiten des potenziellen Arbeitgebers auch so ausgelegt werden, dass du keine festen Bewerbungsabsichten hast, sondern lediglich deinen Wert am Arbeitsmarkt testen möchtest.

 

Ein idealer Zeitpunkt, ein Zwischenzeugnis anzufordern, ist ein Mitarbeitergespräch. Gab es für dich länger keine Beurteilung oder wird ein neuer Chef oder eine neue Chefin die Abteilung übernehmen, kann das Anfordern eines Zwischenzeugnisses für einen Arbeitgeber eine plausible Bitte sein. Was Aufbau und Inhalt betrifft, sind Zwischenzeugnis und Arbeitszeugnis übrigens identisch.

 

Praktikumszeugnis, Ferialjobzeugnis, Aushilfs- oder Nebenjobzeugnis, Lehrzeugnis

 

Ob Schüler:innen oder Student:innen, ob eine Woche oder ob acht Wochen Arbeit: Es ist in jedem Fall sinnvoll, ein Zeugnis einzufordern! Das Zeugnis braucht nicht lang zu sein – eine halbe Seite reicht schon aus. Wer an der Schwelle zur regelmäßigen Erwerbstätigkeit steht, tut gut daran, ein solches Arbeitszeugnis beizulegen. Es ist ein wertvoller Beleg dafür, was man in der Arbeitswelt bereits geleistet hat oder wie gut man mit Vorgesetzten und Kolleg:innen zurechtgekommen ist.

 

Ein Lehrling, der seine Lehre in einem Betrieb erfolgreich beendet hat, hat ebenso wie einer, dessen Lehrverhältnis vorzeitig aufgelöst wurde, ein Recht auf ein Lehrzeugnis. Und zwar ohne, dass er im Betrieb extra dazu ansuchen muss.

 

Die Geheimsprache zur Zufriedenheit

 

Diese Formulierungen kennst du bestimmt: „Herr X hat die ihm übertragenen Arbeiten stets und zu unserer vollsten Zufriedenheit erledigt.“ Oder: „Frau Y bemühte sich immer, allen Anforderungen gerecht zu werden.“  Was steckt hinter dieser Geheimsprache rund um „die Zufriedenheit“? Hier eine kurze Zusammenfassung:

 

Geheimsprache Leistungsbeurteilung

 

Sehr gute Leistungen werden häufig auch so beschrieben: „Wir waren immer mit seinen/ihren Leistungen in jeder Hinsicht außerordentlich zufrieden.“ Oder „(…) hat unsere Erwartungen und Anforderungen stets in jeder Hinsicht erfüllt.“ Eine Bewertung guter Leistungen kann so klingen: „(…) hat die ihm/ihr übertragenen Arbeiten stets zu unserer vollen Zufriedenheit erledigt.“ Oder: „Wir waren mit seinen/ihren Leistungen voll und ganz zufrieden.“

 

Wissenswertes zu Arbeitszeugnissen in Österreich

 

Anspruch auf ein Arbeitszeugnis

In Österreich besteht ein Anspruch auf ein einfaches Arbeitszeugnis, nicht jedoch auf ein qualifiziertes Zeugnis. Der Arbeitgeber ist in Form und Gestaltung des Arbeitszeugnisses frei; er muss keine qualifizierende Leistungsbeschreibung hinzufügen.

 

Was darf nicht im Arbeitszeugnis stehen?

In einem Arbeitszeugnis darf der Grund, warum das Beschäftigungsverhältnis beendet wird nicht angeführt werden, es sei denn, man einigt sich darauf. Gleiches gilt für die Anschrift.

 

Aktualität und Anzahl der beigelegten Arbeitszeugnisse

Willst du deiner Bewerbung ein Arbeitszeugnis beilegen, sollte es nicht älter als zehn Jahre sein. Die letzten drei Arbeitszeugnisse reichen aus. Wenn sehr viele Zeugnisse zusammenkommen, weil beispielsweise auch Ausbildungsnachweise dabei sind, kann es sinnvoll sein, alle Zeugnisse in ein PDF zu packen und extra hochzuladen. Andernfalls gilt für ein Sammel-PDF folgende Reihenfolge für deine Anlagen: Deckblatt – Anschreiben – Lebenslauf – Zeugnisse. Achte darauf, dass dein Sammel-PDF nicht zu groß wird (manchen Unternehmen sind schon 5 MB zu viel). Es gibt tolle Gratis-Tools, mit denen man die Größe eines Dokuments ohne Qualitätsverlust reduzieren kann, wie zum Beispiel smallpdf.com.

Arbeitszeugnis beilegen Reihenfolge

Kosten

Wird ein Arbeitsverhältnis beendet und stellt der Arbeitgeber ein Arbeitszeugnis aus, trägt er die Kosten dafür. Verlangt eine Arbeitnehmerin oder ein Arbeitnehmer ein Zwischenzeugnis, solange sein Dienstverhältnis aufrecht ist, muss sie oder er die Kosten für die Ausstellung selbst tragen.

 

Verjährung

Als Verjährungsfrist für die Ausstellung eines Arbeitszeugnisses gilt ein Zeitrahmen von 30 Jahren. So lange haben Arbeitnehmer:innen tatsächlich das Recht, die Ausstellung einzuklagen! Verstirbt der Arbeitgeber in diesem Zeitraum, sind seine Erben verpflichtet, ein Arbeitszeugnis zu verfassen.

 

Prüfen des Arbeitszeugnisses

Dein Arbeitszeugnis kannst du in Österreich bei der Arbeiterkammer prüfen lassen.

 

Tipp

Tipp

Möchtest du deiner nächsten Bewerbung ein Arbeitszeugnis beilegen, fordere es direkt bei Beendigung deines Dienstverhältnisses an! Erstens kann es dauern, bis du es bekommst, zweitens vergisst man gerne darauf, wenn man es nicht sofort arrangiert.

 

Hast du Fragen zum Thema Arbeitszeugnisse beilegen oder möchtest du etwas anderes rund um deine Bewerbung wissen? Dann schreib mir am besten eine Nachricht oder benütze das Kommentarfeld! Ich antworte umgehend.