Erfolgreich bewerben oder: wenn schon bewerben, dann richtig! Weil erfolgreich bewerben doch über das reine Erstellen von optimalen Bewerbungsunterlagen hinausgeht und ich für meine Kundinnen und Kunden möglichst up to date sein will, habe ich mich Ende September nach Wien aufgemacht. Meine Teilnahme an einem HR Barcamp, für Österreich organisiert von watchado, war die erste für mich. Aber sicher nicht die letzte! Die beiden Tage haben mir außerordentlich gut gefallen. Nicht nur wegen des tollen Organisationsteams und der außerordentlich netten Mitcamper. Es waren zwei Tage mit einer Fülle an Informationen und wertvollen Einblicken in den Alltag von Personaler:innen und HR-Dienstleister:innen. Wien, ich komme wieder!
Ein Barcamp, was ist das?
Wikipedia bezeichnet ein Barcamp als „Unkonferenz“ oder „Ad-hoc-Nicht-Konferenz“. Das Schönste daran: Frontalvorträge gibt es nicht! Das Organisationsteam setzt einen Rahmen fest, der Zeitpunkt und Dauer der Workshops oder „Sessions“ vorgibt. Die Inhalte der Sessions werden dann von den Teilnehmenden selbst bestimmt, und das geht so: Jeder, der möchte, präsentiert oder „pitcht“, um es auf Neudeutsch zu sagen, vor dem Plenum ein Thema, über das er oder sie gerne diskutieren möchte. Wer Humor hat und gut pitchen kann, wie Executive Coach Martin Herget, hat bei der anschließenden Stimmabgabe die Nase vorn: Zunächst werden alle Themen auf Wände gepinnt. Jeder Camper hat die Möglichkeit, mit Klebepunkten fünf bevorzugte Themen zu wählen. Das Organisationsteam wertet aus und bietet für den ersten Tag 12 und für den zweiten Tag 8 Themen an. Jeweils vier davon finden zur gleichen Zeit in vier verschiedenen Räumen statt. Als Camper hat man nun die Qual der Wahl: Für welches Thema entscheide ich mich? Martin hat es mit seinem Thema „Wie werde ich als Unternehmen attraktiver?“ als Diskussionsleiter übrigens gleich in die erste Session geschafft! 😉 Das Mitmachen in seiner Runde überließ ich allerdings meinem Kollegen Holger Ahrens von Holger Ahrens von Die Profiloptimierer. Ich entschied mich für die Session „Corporate Courage“.
Erfolgreich bewerben: Mut im HR-Sektor von der anderen Seite betrachtet
Wir leben in einer Zeit konstanter Veränderung, darüber war man sich auch in der Session „Corporate Courage“ sofort einig. Ohne Mut, so der erste Impuls von Diskussionsleiter Ralf, sei Transformation in Unternehmen nicht möglich. Was danach folgte, hat mich doch recht erstaunt. Die Teilnehmenden erzählten offen, welchen Hürden sie im HR-Wesen begegnen und was es gleichzeitig braucht, um Prozesse zu einem guten Ende zu bringen. Da wurden – für mich als Beobachterin – gar allzu selbstverständliche Faktoren genannt wie: den Mut haben, Bewerber:innen abzulehnen, eine offene Fehlerkultur im Unternehmen zu leben, Kommunikation nach allen Seiten zu praktizieren, Teams Freiräume zu geben, um sich aussprechen zu können, die Frage nach persönlichen Konsequenzen und Ähnliches mehr. Die anschließende Diskussion über die Chancen, die sich aus der Diversität ergeben, führte zu einer schönen Vision: Es sollte doch gelingen, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, die Qualitäten unterschiedlicher Kulturen zu nutzen und sie gewinnbringend zusammenzuführen.
Was das für dich bedeutet, wenn du nach Kniffen suchst, um dich erfolgreich zu bewerben?
Überrasche in deiner Bewerbung mit deinem Interesse an der sich ändernden Welt, in der Mut, Kreativität, Offenheit und interkulturelle Kompetenzen gefragt sind. Nichts wird Personaler mehr begeistern als Bewerber:innen, die über den Tellerrand hinausblicken!
Erfolgreich bewerben mit 50plus
„50 ist das neue 40 – oder doch nicht?“ lautete der Titel einer Session am nächsten Tag mit Eva, die als Leiterin der HR-Abteilung eines bekannten Wiener Unternehmens großes Interesse daran hat, Mitarbeitende möglichst aller Altersstufen zu gewinnen. Erfolgreich bewerben mit 50plus ist ein Thema, das mir von Anbeginn meiner Tätigkeit sehr am Herzen liegt. Also fühlte ich mich hier bestens aufgehoben! In der Session versuchten wir, Vorteile der älteren Bewerber:innen aufzuzählen und sie den Chancen und Risken gegenüberzustellen, die sich durch eine Anstellung ergeben. Fazit: In unseren Köpfen existieren lauter verstaubte, überlieferte Vorurteile und Bilder, die es eigentlich nicht mehr geben darf: Wer sagt, dass man mit 50 plus alt ist? Warum hat man Angst davor, dass der Vorgesetzte an Autorität einbüßt, wenn der neue Mitarbeiter älter ist als er selbst? Warum behauptet man, ältere Arbeitnehmer:innen zeigten wenig Veränderungswillen? Warum geht man davon aus, Bewerber:innen 50plus verstünden zu wenig von Digitalisierung? Und warum glaubt man gar, man müsse auch Stellenanzeigen auf diese Zielgruppe ausrichten – mit Bildern von Menschen mit ergrautem Haar, in einer gut leserlichen Schriftgröße und mit einem Text ohne englische Fachbegriffe? Fürchterlich!
Was das für dich als Bewerber:in mit 50plus bedeutet?
Gib im Härtefall kein Geburtsdatum im Lebenslauf an. Punkte, um dich erfolgreich zu bewerben, mit deiner Persönlichkeit: Betone, dass du gerne deinen Wissens- und Erfahrungsschatz weitergibst. Zeige, dass du resilient, sprich: stressresistent, bist. Führe aus, dass du mobil und flexibel bist, weil es keine Kinder mehr gibt, die Rundum-Betreuung brauchen. Führe ins Treffen, dass die Zufriedenheit, die das Leben dich gelehrt hat, einen positiven Einfluss auf Jüngere haben kann. Und betone, dass Werte wie Loyalität und Zugehörigkeit keine Worthülsen für dich sind.
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